Mit den Römern Unterwegs
- Patrick Young
- 19. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Diese Reihe erkundet Spuren des deutschen Erbes außerhalb der Capital Region von New York. Hier klicken, um alle Artikel der Reihe zu sehen.
Heute laden die Ufer des Rheins dazu ein, in der Sonne zu sitzen, die Brise zu genießen und dem Fluss beim Dahinströmen zuzusehen. Vor zweitausend Jahren jedoch markierte derselbe Fluss den äußersten Rand der bekannten Welt. Vom heutigen Niederlande bis nach Deutschland bildete der Rhein eine der am stärksten befestigten Grenzen des Römischen Reiches. Begleiten Sie mich auf einen Lauf entlang dieser antiken Grenze und entdecken Sie, was von der römischen Macht in der Stadt Neuss noch erhalten ist.

Der Fluss bot eine hervorragende natürliche Barriere, doch die Römer blieben nicht immer hinter ihm. Im Jahr 9 n. Chr. wurden drei ganze Legionen im Teutoburger Wald vernichtet – ein Schlag, der die römischen Hoffnungen auf eine Ausdehnung tief nach Germanien beendete. Von da an war Roms Ziel einfach: den Rhein halten und die Germanen fernhalten.

Der Römische Limes
Der Limes erstreckte sich fast 400 Kilometer und war die stärkste Grenze, die die Welt bis dahin gesehen hatte. Er war mehr als nur eine Mauer – er bildete ein ganzes Verteidigungssystem aus Festungen, Wachtürmen, Straßen, zivilen Siedlungen und Legionslagern. Die Rheinfront sicherte das Reich nicht nur vor Invasionen, sondern schützte auch die Handelswege und die Schifffahrt, die seine Lebensader waren.
Einer der stärksten Punkte an dieser Grenze war das Römerlager in Neuss, direkt gegenüber dem heutigen Düsseldorf. Hier sind noch immer Spuren der römischen Präsenz entlang der Kölner Straße sichtbar.
Ein Lauf durch die Geschichte
Beginne deine Route am Kleinkastell am Reckberg. In römischer Zeit verlief hier die Hauptstraße von Köln nach Xanten und weiter bis zur Nordsee. Auf einem kleinen Hügel stand einst ein römischer Wachturm, der den Verkehr auf der Straße überwachte. Das Kastell selbst maß 33 mal 35 Meter, und der rekonstruierte Turm erhebt sich noch heute als Erinnerung an die Reichweite Roms.
Läufst du weiter nach Norden entlang der Straße, begegnest du Rekonstruktionen von Monumenten, die auf diesem Abschnitt ausgegraben wurden. Eines davon ist der Grabstein des Tiberius, eines römischen Soldaten, der im Alter von 55 Jahren starb und 28 Jahre in der römischen Armee gedient hatte. Weiter nördlich markieren originale Steine den Standort des Hauptlagers von Neuss, das im Jahr 16 n. Chr. gegründet wurde. Diese Festung beherbergte bis ins 4. Jahrhundert fast 10.000 Soldaten – Legionäre und Hilfstruppen. Um sie herum entstand eine lebendige Gemeinschaft von Händlern, Handwerkern, Marketendern und Zivilisten. Weitläufige Friedhöfe umgaben das Lager, von denen einer eine geheimnisvolle Entdeckung barg.
Oben links & oben Mitte – Der römische Wachturm
Oben rechts & unten links – Das Grab des römischen Soldaten Tiberius
Unten Mitte – Die Tiberiusstraße, benannt nach dem gefallenen römischen Soldaten
Unten rechts – Originalsteine der römischen Festung in Neuss
Künstlerische Darstellungen des römischen Militärlagers in Neuss.
Die Blutgrube von Neuss
In den 1950er Jahren legten Ausgrabungen am Gepa-Platz ein Rätsel aus sich überlagernden Überresten frei: ein römischer Militärfriedhof aus den Jahren 10–14 n. Chr., der später mit Holz- und Steinfundamenten überbaut wurde, und schließlich im 3. Jahrhundert ein Haus mit einem steinernen Keller. Archäologen glauben, dass diese letzte Struktur kultischen Zwecken diente, was ihr den Spitznamen „Blutgrube“ einbrachte.
Hier wurden heilige Steine und religiöse Überreste entdeckt: eine zerbrochene Statue des Jupiter, eine weibliche Gottheit mit Kind, Ölgefäße, Weihrauchfläschchen und 42 Münzen. Der Raum war viel zu klein für eine Grabkammer und wies auch nicht den nötigen Mörtel für ein Bad auf. Die stärkste Theorie besagt, dass er als Stätte des Kybele-Kults diente – einer Mysterienreligion, die sich im ganzen Römischen Reich verbreitete.
Es gibt ein Gebäude, das die Blutgrube schützt und beherbergt. Um es zu betreten, muss man beim Nachbarhaus anrufen, um einen Schlüssel zu erhalten.
In römischen Fußstapfen
Neuss war einst ein bedeutendes Bollwerk an der Grenze eines Weltreiches. Heute laden seine Straßen und Monumente dazu ein, diese Geschichte nicht nur in Büchern oder Museen zu erleben, sondern direkt unter den eigenen Füßen. Ein Lauf entlang dieses Abschnitts des Rheins ist mehr als nur Sport – er ist eine Möglichkeit, die Schritte von Legionären, Zivilisten und Gläubigen nachzuvollziehen, die einst am Rande Roms Wache hielten.

























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